Onboarding: Warum ein guter Start über Erfolg oder Abbruch entscheidet

Mein erster Tag in einem früheren Job war ziemlich chaotisch: Niemand wusste, dass ich an diesem Tag starte, ein Arbeitsplatz war nicht vorbereitet, eine Einarbeitung gab es faktisch nicht. Ich wurde schnell ins kalte Wasser geschubst und musste mir alles selbst zusammensuchen, nachfragen, mir meinen Weg selbst bahnen. Für mich war das damals machbar – andere würden heute vielleicht schon nach einer Woche die Reißleine ziehen und sich etwas Neues gesucht. Besonders in der heutigen Zeit, in der viele Unternehmen um wenige Talente im Wettbewerb stehen, kann sich kein Unternehmen dieses Risiko leisten.

Dieses Erlebnis zeigt, wie entscheidend die ersten Tage und Wochen in einem neuen Job sind. Onboarding ist mehr als ein Begrüßungsgespräch und ein eingerichteter Laptop: Es ist die Basis für Motivation, Bindung und Produktivität.

Zahlen, die für sich sprechen

Studien belegen, wie stark der Start den weiteren Verlauf beeinflusst:

  • 20 % aller neuen Mitarbeitenden verlassen das Unternehmen innerhalb der ersten 45 Tage, häufig auch wegen eines enttäuschenden Onboardings.

  • Organisationen mit einem starken Onboarding steigern die Mitarbeiterbindung um bis zu 82 %.

  • Ein gutes Onboarding beschleunigt die Produktivität um über 70 %.

  • 86 % der Mitarbeitenden entscheiden innerhalb der ersten sechs Monate, ob sie langfristig bleiben wollen.

Das bedeutet: Wer das Onboarding vernachlässigt, riskiert hohe Fluktuation, verlorenes Wissen und zusätzliche Kosten für erneute Rekrutierung. Laut Gallup kostet ein abgewanderter Mitarbeitender bis zu 3 Jahresgehältern.

Onboarding ist immer etwas Individuelles, es gibt keine Schablone, die für alle Unternehmen gleichermaßen passt.

Kleine vs. große Unternehmen – unterschiedliche Herausforderungen​

Onboarding ist nicht überall gleich. Der Unterschied zwischen einem kleinen Unternehmen mit 15 Mitarbeitenden und einem Konzern mit Tausenden Angestellten ist groß:

  • Kleine Firmen punkten mit Nähe und persönlicher Betreuung. Gleichzeitig fehlen oft standardisierte Abläufe oder dedizierte HR-Ressourcen. Ohne Struktur kann der neue Mitarbeitende sich schnell verloren fühlen.

  • Große Unternehmen haben meist ausgefeilte Programme, Portale und Schulungen. Doch hier droht das Onboarding manchmal unpersönlich zu werden. Ein klarer Ansprechpartner ist essenziell, damit sich neue Mitarbeitende nicht in der Anonymität verlieren.

Ein Fahrplan für erfolgreiches Onboarding​

Egal ob klein oder groß: Onboarding ist Teamarbeit. HR, Führungskräfte, Kolleg:innen – alle sollten eingebunden sein. Und auch der neue Mitarbeitende hat eine Holschuld: Fragen stellen, aktiv nach Feedback suchen und Verantwortung übernehmen.

Für kleinere Unternehmen

  • Arbeitsplatz und IT-Zugänge vor dem Start vorbereiten

  • Willkommensrunde am ersten Tag, Einführung in Tools und Abläufe

  • Ein Mentor/Pate begleitet die ersten Wochen

  • Tägliche Checks in Woche 1, Feedbackgespräch nach der ersten Woche

  • Klare Meilensteine nach 2, 4 und 12 Wochen

  • Nach 3 Monaten: Evaluationsgespräch mit Führungskraft

Für größere Unternehmen

  • Digitale Vorbereitung: Zugang zum Onboarding-Portal, Unterlagen und Checklisten

  • Offizielle Begrüßung durch HR und Führungskraft

  • Buddy-System: fester Ansprechpartner im Team

  • Workshops und Schulungen in den ersten 4 Wochen

  • Strukturierte 30/60/90-Tage-Ziele

  • Regelmäßige Feedbackrunden (Woche 1, Woche 4, Monat 3, ggf. Monat 6)

  • Nach 6 Monaten: Bilanz und Perspektivenklärung

Erfolgsfaktoren

  • Feedbackzyklen: engmaschig zu Beginn, danach in größeren Abständen

  • Mentoring/Buddy-System: ein konkreter Ansprechpartner schafft Sicherheit

  • Kulturtransfer: Werte und Teamgeist sind genauso wichtig wie Fachwissen

  • Flexibilität je nach Seniorität: Juniors brauchen mehr Begleitung, Seniors mehr Freiheit

  • Kontinuierliche Verbesserung: Onboarding regelmäßig evaluieren und anpassen

Fazit

Ein gutes Onboarding ist keine Kür, sondern Pflicht. Es entscheidet mit darüber, ob ein Arbeitsverhältnis langfristig erfolgreich wird – oder ob es schon nach kurzer Zeit scheitert.

Struktur, Klarheit, persönliche Begleitung und regelmäßiges Feedback sind die Schlüssel. Und: Onboarding ist nicht allein Aufgabe der HR-Abteilung – es ist Gemeinschaftsarbeit. Onboarding ist nicht nach 3 Monaten beendet.

Tatenwerk unterstützt dabei ein gutes Onboarding zu strukturieren und umzusetzen. Sprechen Sie mit uns darüber.